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Überschreitung Lauterbrunnen Tal - Kandersteg

Als Vorbereitung für unsere anstehende Expedition nach Indien, unternahmen Stephan Siegrist und ich eine lange, einsame und abenteuerliche Vorbereitungstour. Die Tour wurde im Rahmen einer SRF DOK Sendung von Thomas Senf (Kameramann) und Peter von Känel (Safety-Guide) begleitet. Am ersten Tag stand die Überschreitung von Obersteinberg aufs Gspaltenhorn (3436 m.ü.M) über Spitzhoren, Ellstab, Tschingelturm, Ellstabhoren, Tschingelgrat, Tschingelspitz, auf dem Programm. Einzelne Abschnitte davon wurden früher bereits begangen, unseres Wissens wurde der gesamte Grat jedoch noch nie an einem Stück überschritten. So steht im Gebietsführer, dass für die Besteigung des Tschingelspitz vom Ellstab her ein Biwak nötig wäre. In der Führerliteratur wurden die meisten Abschnitte als sehr brüchig und äusserst selten begangen beschrieben. Dies passte uns, wollten wir doch möglichst in unbekanntem, abenteuerlichem Gelände unterwegs sein. So starteten wir voller Vorfreude aufs Ungewisse um 03:00 Uhr von Obersteinberg. Deutlich schneller als gedacht kamen wir voran und waren bereits am Mittag unterhalb des berüchtigten Ostgrats des Gspaltenhorns. Hier war fertig mit raschem Vorankommen, denn der Grat spielte punkto Brüchigkeit nochmals in einer anderen Liga als die bisherigen Gipfel unserer Tour. Zwei riesige Türme verstellten uns den Weg. Im Führer steht, dass der Erste mittels 25m Abseilen und der Zweite durch einen kaminartigen Riss südseitig umgangen werden kann. Also seilten wir wie beschrieben in die Südwand ab. Wir wussten, dass eine Umkehr nun praktisch unmöglich war. Die im Gebietsführer beschriebene, südseitige Umgehung des zweiten Turms erwies sich als nicht praktikabel. Das Gelände würde sich dort eher fürs Canyoning als fürs Klettern eignen. Also versuchten wir es nordseitig und konnten den zweiten Turm schliesslich mittels drei äusserst brüchigen und heiklen Seillängen umgehen. So standen schliesslich nach 12 Stunden auf dem Gipfel des Gspaltenhorn. Alle waren wir erleichtert, dass alles gut gegangen war. Eine gute Stunde später waren wir bereits in der Gspaltenhorn-Hütte. Gerne hätten wir mit einem Bier auf die Tour angestossen und ein wenig gefeiert, doch wir wussten, dass noch zwei weitere, lange Tage auf uns warteten und nutzten die Zeit zum Material sortieren, Essen und Schlafen.

 

Am nächsten Morgen gings wieder um 03.00 los. Via Gamchilücke und über die Südwandrippe kletterten wir auf das Morgenhorn (3620 m.ü.M). Im Vergleich zum Vortag kann uns der Fels dort bombastisch vor. Dank starkem Nordwind war die der Schnee auf der Überschreitung zur Blüemlisalp (3660 m.ü.M) trotz überdurchschnittlich hohen Temperaturen einigermassen kompakt und gut zu gehen. Vom Gipfel stiegen wir über den Westgrat und aufs Oeschinenhorn ab. Geplant wäre der Abstieg vom Oeschinenhorn über den Westgrat und weiter aufs Fründenhorn gewesen. Nach ca. 100Meter Abstieg realisierten wir jedoch, dass wir zu wenig Schlaghaken und Seilresten dabeihatten, um halbwegs sicher über die Steilstufen dieses äusserst brüchigen Grat abzusteigen. Zudem wären damit unsere Chancen auf eine Besteigung des Doldenhorns (3638 m.ü.M) am nächsten Tag deutlich gesunken, da wir ziemlich sicher ein Seil für Verankerungen hätten verschneiden müssen. Also kletterten wir zurück auf den Gipfel und stiegen über den Normalweg zur Fründenhütte ab.

 

Am nächsten Tag wäre der Ostgrat des Doldenhorns auf dem Programm gestanden. Da die Nullgradgrenze nun aber seit drei Tagen konstant über 4500müM war und am nächsten Tag dazu noch Gewitter vorausgesagt waren, entschieden wir uns für den etwas einfacheren und weniger zeitaufwändigen Galletgrat. Diese Entscheidung war goldrichtig, denn am nächsten Tag versanken wir stellenweise bereits vor Sonnenaufgang hüfttief im nassen Schnee. Als wir um 08.00 auf dem Gipfel standen, wollten wir uns gar nicht vorstellen, was für ein Sumpf uns 2 Stunden später erwartet hätte. Umso glücklicher waren wir, es geschafft zu haben und mit der Ausnahme des Fründenhorns alle Gipfel der Kette zwischen dem Lauterbrunnental und dem Kandertal in drei Tagen begangen zu haben. Insgesamt legten wir 45km und 5400 Höhenmeter in teils sehr brüchigem und äusserst selten begangenem Gelände zurück. Ich denke, den feinen Bergsteiger-Burger in der Doldenhornhütte haben wir uns redlich verdient. Speziell zu erwähnen ist Thomas, der die ganze Tour, gesichert von Peter, filmisch dokumentierte. Nun sind wir gespannt auf die Ausstrahlung der Doku am 26.08.22 im Schweizer Fernsehen.

2022

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